DIE EXPANSION DES RÖMISCHEN REICHES

Nr. 14 / XIV

Eine Grenze –
zwei Welten

Der Donaulimes zwischen Vindobona und Celemantia

Nach der Vernichtung dreier Legionen im Teutoburger Wald und dem Ende der auf Expansion gerichteten Politik begann die römische  Administration, auch an der Donau eine feste Grenze gegen das im Norden von germanischen Stämmen besiedelte »Barbaricum« zu installieren.

Ab 45/50 n. Chr. wurde deshalb am Südufer des Stromes eine Kette von Legionslagern, Kastellen und Türmen errichtet, Befestigungen, die sowohl dem Schutz des Hinterlandes vor Überfällen und Plünderungszügen germanischer ›Warlords‹ als auch der Kontrolle des Personen- und  Warenverkehrs zwischen dem Römischen Reich und den Territorien der Markomannen und Quaden dienten. Bindeglied aller Anlagen – sie wurden ausschließlich nach strategischen Gesichtspunkten positioniert – war eine parallel zur Donau laufende Straße, die von legionseigenen Ingenieuren abgesteckt und von Soldaten aus dem Gelände geschnitten wurde. An besonders gefährdeten Abschnitten war es außerdem üblich, auch das Nordufer des Stromes zu sichern. Im Osten der in der Karte dargestellten Strecke war das Brückenkopfkastell Celemantia/Iža (Slowakei) mit dieser Aufgabe betraut, wodurch den im gegenüberliegenden Brigetio/Komárom (Ungarn) stationierten Einheiten der Legio prima adiutrix ein schnelles Überqueren der Donau und damit eine rasche militärische Intervention bei den stets unruhigen Quaden möglich wurde.

Mit der geruhsamen Umgestaltung der pannonischen Donaulager, in denen ab dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr. die alten, aus Holz und Lehm bestehenden Gebäude aus Ziegeln und Steinen neu errichtet wurden, war es allerdings gegen Ende des Jahres 166 n. Chr. vorbei. Die wegen einer Pestepidemie stark verminderte Einsatzfähigkeit der römischen Truppen bot für 6000 von der unteren Elbe stammende Langobarden und Obier eine günstige Gelegenheit zu einem Einfall in die Provinz.

Der Gegenschlag ließ jedoch nicht lange auf sich warten:
Nach dem Ausheben neuer Legionen gelang es Kaiser Marc Aurel in groß angelegten Feldzügen, die in Bewegung geratenen Germanen zu schlagen und ihre Siedlungsgebiete zu besetzen. Die unter dem Namen Markomannenkriege bekannt gewordenen Operationen leitete der Kaiser von Carnuntum aus. Einer neu eingerichteten Provinz Marcomannia war allerdings (wenn überhaupt) nur ein kurzes Dasein beschieden. Nach dem Tod Marc Aurels im Jahr 180 kehrten die Truppen wieder in ihre am Südufer der Donau liegenden Kasernen zurück.

Foto: Creative Commons

Der oberpannonische Donaulimes war mit drei Legionslagern in Vindobona, Carnuntum und Brigetio sowie zahlreichen, dazwischenliegenden Kastellen gesichert.

Foto: 7reasons

3D-Darstellungen der Legionslager Vindobona (oben) und Carnuntum (unten) mit den Lagervorstädten, in denen Händler, Handwerker und die Familien der Soldaten lebten (etwa Mitte 2. Jahrhundert n. Chr.). Die Lager vermittelten den jenseits der Donau in vergleichsweise primitiven Verhältnissen lebenden Germanen die unmissverständliche Botschaft, ddass hier das »mächtige Rom mit seiner überlegenen Kultur« beginnt.

Foto: 7reasons

Foto: Creative Commons

Plan des Legionslagers Brigetio mit allen im Umfeld während der Römischen Kaiserzeit angelegten Strukturen.

Foto: Creative Commons

Zeichnerische Rekonstruktion des in Iža während der Markomannenkriege um 175 n. Chr. erbauten Brückenkopfkastells Celemantia. Die ursprünglich aus Lehmziegeln bestehenden Mannschaftsbaracken wurden noch im Krieg zerstört, kurz darauf aber in Stein wiedererrichtet.

Foto: Creative Commons

Bei archäologischen Grabungen freigelegtes Südosteck des bis zum Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. bestehenden Brückenkopfkastells Celemantia.

de_DEDeutsch