AUS DER GESCHICHTE DER REGION

Nr. 15 / XV

WELTPOLITIK UND RÄNKESPIELE

Kaiser Maximilian I. und das Herrschertreffen am 16. Juli 1515 auf dem Harterfeld von Sarasdorf

Der mit Kriegen und Intrigen gepflasterte Weg zur Eingliederung der Königreiche Böhmen und Ungarn in den habsburgischen Machtbereich war lang und steinig. Bereits im Februar 1458 wurde Kaiser Friedrich III. zum ungarischen (Gegen-)König gewählt und sogleich in einen bewaffneten Konflikt mit dem von der Mehrheit der ungarischen Stände unterstützten Matthias Corvinus verwickelt. Die militärischen Aktionen zogen sich jedoch derart in die Länge, dass der Kaiser für 80 000 Gulden schließlich auf seine Ansprüche verzichtete und Matthias die in seinem Besitz befindliche Stephanskrone aushändigte. Als Gegenleistung willigte der ungarische König in einen Erbvertrag ein, der für das Haus Habsburg den Anspruch auf den ungarischen Thron begründete.

Matthias Corvinus starb am 4. April 1490 in der Wiener Hofburg. Als Wladislaw von Böhmen zum neuen Herrscher Ungarns gekrönt wurde, ließ Maximilian I., der Sohn und Nachfolger Friedrichs III., Westungarn besetzen und einen neuen Vertrag aushandeln, in dem festgehalten wurde, dass die Stephanskrone an sein Haus gehen sollte, falls Wladislaw ohne Nachkommen sterben würde.

Natürlich sahen die ungarischen Magnaten diesem Treiben nicht tatenlos zu und waren bemüht, durch eine Ehe zwischen der mächtigen Zápolya-Familie und dem polnischen König Sigismund, einem Bruder Wladislaws, ein Gegenbündnis zu schmieden. Wladislaw war über die Unterstützung dieser Gruppierung durch seinen Bruder allerdings wenig erfreut und forderte nun seinerseits eine rasche dynastische Verbindung zwischen den Habsburgern und den Jagiellonen. Während der Gespräche mussten die aus Wien angereisten Diplomaten jedoch eine Abkühlung der bilateralen Beziehungen zur Kenntnis nehmen, zumal nach der 1512 erfolgten Hochzeit Sigismunds mit Barbara Zápolya der polnische König tatsächlich auf Wladislaw einzuwirken begann.

Den Fähigkeiten des von Maximilian entsandten Diplomaten Johannes Cuspinian war es schließlich zu verdanken, dass 1514 die prohabsburgische Partei am ungarischen Hof wieder an Einfluss gewann. Aber auch in Polen selbst zeichnete sich ein Meinungsumschwung ab, als die führenden Adeligen Sigismund zu einer Aussöhnung mit Maximilian drängten.

Wladislaw und Sigismund hielten sich bereits seit März 1515 in Preßburg auf, wo sie mit Kardinal Matthäus Lang Verhandlungen über das bevorstehende Gipfeltreffen und die zukünkftigen Eheverbindungen führten. Am 23. Mai verließ der Kardinal Preßburg, um den in Innsbruck weilenden Maximilian zur Anreise zu bewegen. Der Kaiser ließ jedoch noch lange auf sich warten, da in der Staatskasse die Mittel zu einer  angemessenen Repräsentation der kaiserlichen Macht fehlten. Es bedurfte erst zäher Verhandlungen und der Verpfändung der Tiroler  Kupferminen, bis Jakob Fugger sich bereit erklärte, die Zusammenkunft zu finanzieren. Maximilian erreichte daher erst am 10. Juli den Wienerwald, wo er sich zwei Tage von den Strapazen der Reise erholte und Gesandte der Könige empfing.

 

DIE PLAYER

Foto: Kunsthistorisches Museum Wien

Kaiser Maximilian I.
* 22. März 1459
† 12. Jänner 1519


Deutscher König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Die Heiratspolitik Maximilians legte den Grundstein für die spätere Weltgeltung des Hauses Habsburg.

Foto: Creative Commons

Sigismund I. Jagiello
* 1. Jänner 1467
† 1. April 1548

König von Polen, jüngerer Bruder des ungarischen Königs Wladislaw II.

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Wladislaw II. Jagiello
* 1. März 1456
† 13. März 1516


König von Böhmen, Ungarn und Kroatien.
Ein Erbvertrag und die Hochzeit seiner Tochter Anna mit Maximilians Enkel Ferdinand sowie seines Sohnes Ludwig mit Maria von Österreich schufen die dynastische Voraussetzung für den Aufstieg des Hauses Habsburg in Ostmitteleuropa.

 

 

DIE DIPLOMATEN

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Johannes Cuspinian
* 1473
† 19. April 1529


Gelehrter, Dichter und Diplomat.
Cuspinian war seit 1510 der österreichische Gesandte am ungarischen Hof.

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Matthäus Lang von Wellenburg
* 1468
† 30. März 1540

Staatsmann und Kirchenfürst.
Als Gesandter und politischer Unterhändler Maximilians I. war Matthäus Lang federführend bei der Ausarbeitung des Heiratsvertrages zwischen den Habsburgern und den Jagiellonen.

 

DER FINANCIER

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Jakob Fugger der Reiche
* 6. März 1459
† 30. Dezember 1525


Jakob Fugger war der reichste Mann seiner Zeit. Er finanzierte das Treffen von Sarasdorf, das Böhmen und Ungarn für das Haus Habsburg sicherte.

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