AUS DER GESCHICHTE DER REGION
Nr. 17 / XVII
AUSKLANG
Mit der Unterzeichnung der gesiegelten Urkunden war am 27. Juli der rechtsverbindliche Teil der Verhandlungen beendet. Am Abend des 28. Juli fand in der Hofburg eine feierliche Schlusskundgebung mit Dankesreden statt, bei der Maximilian und die beiden Könige einander unter stürmischem Jubel die Hände reichten. Hierauf verlas Cuspinian von einem Balkon dem Volk jene Textstellen, die für die Öffentlichkeit bestimmt waren: Den Abschluss eines ewigen Friedens und eines unlösbaren Freundschaftsbündnisses sowie eines Doppelheiratsvertrages zu Ehren Gottes, zur Erhaltung der Christenheit sowie zu gegenseitigem Schutz und Schirm gegen alle Feinde, vor allem gegen die Osmanen. »Trompetengeschmetter, Paukenschlag und Geschrei der begeisterten Massen drangen bis zu den Sternen und beendeten die Kundgebung.«
Die beschlossenen Allianzen waren ein Kompromiss, mit dem alle Beteiligten zufrieden waren, zumal damals niemand wissen konnte, zu wessen Gunsten die Adoptions- und Heiratsverträge ausgehen würden.
Elf Jahre später – schneller als Maximilian wahrscheinlich jemals selbst gedacht hatte – entschied das Schicksal für das Haus Habsburg. Der Tod Ludwigs am 29. August 1526 in der Schlacht bei Mohács brachte den Habsburgern mit Böhmen und Ungarn einen gewaltigen territorialen Zuwachs, ein Reich, das fortan zu den Großen im Spiel um Einfluss und Macht gehören sollte.
Und was geschah am Ort des Zusammentreffens? Noch imHerbst 1515 wurden zur Erinnerung an das prächtige Schauspiel drei Ulmen gepflanzt. Bald schon verband die Bevölkerung der umliegenden Dörfer diesen Platz mit Sagen von Geistern, vergrabenen Schätzen und einem Mord. Die Bluttat könnte insofern auf eine wahre, in der gemeinschaftlichen Erinnerung erhalten gebliebene Begebenheit zurückzuführen sein, als vor einigen Jahren knapp südlich der heutigen Gedenkstätte bei archäologischen Grabungen das Skelett eines kräftigen Mannes entdeckt wurde. Von besonderem Interesse ist dabei ein auf der Brust des Toten liegender Pferdeschädel, eine Beigabe, die auf einen aus den Königreichen Ungarn oder Polen stammenden Reiter verweist, der – vielleicht infolge eines Raufhandels – hier um den 16. Juli 1515 sein Leben verlor.

Foto: J. Czubak
Foto: F. Sauer
Gedenkstein am Ort der Zusammenkunft.
Grafik: M. Menitz – Schäfer
UM 1400
Grafik: M. Menitz – Schäfer
1648
Die habsburgischen Territorien (orange) innerhalb des »Heiligen Römischen Reiches« vor und nach der Schlacht von Mohács (1526). Die durch die Verheiratung der Kinder eingeleiteten und nach dem Tod König Ludwigs in Kraft getretenen territorialen Zuwächse des Hauses Habsburg waren bedeutend und begründeten den Aufstieg Österreichs zu einer europäischen Großmacht.