DIE EXPANSION DES RÖMISCHEN REICHES

Nr. 18 / XVIII

Die Römer
und der Wein

In punkto Weinherstellung war bei den Römern beinahe alles erlaubt. Sortenreine Weine mit einem nach unserem Verständnis einigermaßen annehmbaren Bouquet waren extrem teuer und blieben ausschließlich den Mitgliedern der Oberschicht vorbehalten.

Die breite Masse trank mit Honig gesüßte und mit Baumharz, Rosen- und Veilchenblüten, Safran, Myrrhe, Oregano, Zimt, Fichtennadeln, Kamille oder Pfeffer aromatisierte Weine; natürlich wurden auch die alten, ungenießbar gewordenen Bestände gerne mit jüngeren Jahrgängen ›aufgefrischt‹. Jeder noch so schlechte Tropfen wurde vermarktet. Durch die Zugabe von geröstetem und zerstoßenem Meersalz wurde sogar der Geschmack von Schimmel ›übertüncht‹. Es versteht sich von selbst, dass ein derartiges Produkt auch von den Römern nur durch das Mischen mit reichlich Wasser konsumiert werden konnte. Aber es ging noch schlimmer: Auf der untersten Stufe der Weinerzeugung stand die nur mehr schwach alkoholhältige lora, ein Haustrunk, der Landarbeitern und Sklaven bei der Feldarbeit gereicht wurde. Aus Wein, der trotz aller Bemühungen nicht mehr verkauft werden konnte, erzeugte man Essig; mit Wasser entstand daraus die posca, ein ›Erfrischungsgetränk‹, das nicht nur dem gekreuzigten Jesus, sondern auch anderen zum Tode Verurteilten zugestanden wurde.

Die Tradition des Weintrinkens war bei den Römern übermächtig und wurde durch ihre Armeen in alle Winkel des riesigen Reiches getragen. Waren es nach Eroberung und Besetzung eines Landes in erster Linie überregional agierende Großhändler, die den Wein – abgefüllt in Amphoren und Holzfässern – aus den traditionellen südlichen Anbaugebieten in großem Stil der Truppe lieferten, begannen Veteranen schon bald, auch in den neuen Landstrichen geeignete Grundstücke mit Reben zu bepflanzen. Gut möglich, dass zu jener Zeit der Staat oder hochadelige Familien das Monopol auf die Weinherstellung innehatten, zumal erst Kaiser Probus (Kaiser von 276 – 282 n. Chr.) allen (freien) Bewohnern Galliens, Spaniens und Britanniens – und vermutlich auch jenen nördlich der Alpen – den Besitz von Reben gestattet haben soll. Obwohl im Donauraum Wein erwiesenermaßen bereits in der Älteren Eisenzeit (800–500 v. Chr.) erzeugt wurde, lassen sowohl literarische als auch archäologische Quellen vermuten, dass in den nördlichen Provinzen erst nach der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. Weingärten von größerem Ausmaß angelegt wurden.

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Wegen des geringen Gewichts wurden die Fassdauben ausschließlich aus dem Holz von Fichten und Tannen hergestellt.

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Weinfass, das – nachdem es nicht mehr benötigt wurde – auf dem Gelände eines in Bruckneudorf ergrabenen römischen Gutshofes als Brunnenstube Verwendung fand.

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Die zur Zeit der Römer vorherrschende Stockkultur wie auch das Ziehen der Reben auf ein Lattengerüst waren extrem arbeitsintensiv. Bekannt ist auch, dass die Reben oftmals an Ulmen hochgezogen wurden.

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Trinkszene auf einem in Pompeji entdeckten Wandgemälde. Während die Männer dem berauschenden Getränk ausgiebig zusprachen, war den Frauen der Genuss von Wein – zumindest offziell – untersagt.

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Die Trauben gelangten in Körben zur Kelter, worauf sie mit Füßen
getreten und ausgequetscht wurden. Von tiefer liegenden Becken
floss die Maische zur Gärung in große, in den Boden versenkte Tongefäße. Der übriggebliebene Rest wurde gepresst und – als
zweite Qualität – gleichfalls diesen Gefäßen zugeführt. In der
Regel wurden bereits dem Most diverse Mittel zur Geschmacksverbesserung zugefügt.

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Foto: Franz Helmreich/Wine-Partners, Wien/dpa

Weingärten im Gemeindegebiet von Göttlesbrunn. Ob hier auch schon in der Römischen Kaiserzeit Weinbau betrieben wurde, ist unbekannt. Man weiß jedoch aus Schriftzeugnissen, dass die von den Römern genossenen Weine in keiner Weise unseren modernen Qualitätsansprüchen genügten.

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