AUS DER GESCHICHTE DER REGION

Nr. 24 / XXIV

SCHLACHTFELD – LAGERPLATZ – ZOLLSTATION

Kittsee im Mittelalter

Der Landstrich um Kittsee besaß im Mittelalter eine hohe strategische Bedeutung. Für aus dem Westen anrückende Heere bot die bis an den Rand der Donauauen reichende Ebene – nach Umgehung der Hundsheimer Berge – die Möglichkeit, in breiter Formation bis zu einem Weg vorstoßen zu können, der das am Nordufer der Donau liegende Preßburg mit Wien und Österreich verband. Allerdings konnte ein derartiges Unternehmen
auch tödlich enden, wie das Schicksal eines ostfränkischen Expeditionskorps beweist, das am 4. Juli 907 durch ein ungarisches Heer in einen Hinterhalt gelockt und bis auf den letzten Mann niedergemacht wurde.

Im Sommer 1052 biwakierten am Ufer einer bis vor wenigen Jahrzehnten noch sichtbaren Flussschlinge Truppen des Heiligen Römischen Reiches, die von auf dem Hauptstrom positionierten Schiffen aus Preßburg belagerten. Da der Südhang des Burgberges auf diese Weise jedoch nicht überwunden werden konnte, wurde die Blockade – nicht zuletzt auch durch das Eingreifen des Papstes, der persönlich auf dem Kriegsschauplatz erschienen war – abgebrochen.

In der Pfingstwoche 1189 schlug Kaiser Friedrich Barbarossa auf dem Weg nach Jerusalem mit 15 000 Kreuzrittern in der Ebene von Kittsee für vier Tage seine Zelte auf, um hier auf das Einverständnis des ungarischen Königs zum Durchzug durch sein Land zu warten. Gut möglich, dass damals am Rand der Flussschlinge bereits eine einfache Niederungsburg stand, um Händlern auf dem Weg von und nach Preßburg Zölle abzuverlangen.

Die vor einigen Jahren durchgeführten archäologischen Grabungen auf dem Areal der Alten Burg zeigten jedenfalls, dass die Anlage im 13. Jahrhundert aus einem mächtigen Rundturm bestand, der von einer Mauer sowie einem Graben umgeben war. Als ertragreiche Mautstation war sie bald auch Verwaltungszentrum eines kleinen Herrschaftsbezirks, der wegen seines wirtschaftlichen Potenzials vom König mit stets steigenden Gebühren immer wieder neu verpachtet wurde.

Die ständigen Instandhaltungsmaßnahmen führten im Erscheinungsbild der Burg zunächst kaum zu merkbaren Änderungen. Ihr heutiges Aussehen erhielt sie im 15. und 16. Jahrhundert, als der enge Turm – dem Geschmack der Zeit entsprechend – abgebrochen und durch geräumige, an die Umfassungsmauer angestellte Bauten ersetzt wurde. Seit einigen Jahren ist die im 2. Weltkrieg beschädigte Anlage wieder in privaten Händen und dient ihren Eigentümern – liebevoll restauriert – als Wohnsitz.

Foto: Mapire

Kittsee in der Josephinischen Landesaufnahme (1782/1785).
Die durch den Kreis markierte Burg liegt am Rand einer Donauschlinge, von der ein Weg in Richtung Preßburg führt.

Foto: Novetus/ N. M. Izarra

In den Jahren 2013 und 2014 durchgeführte archäologische Grabungen hatten im Innenhof der Burg die Entdeckung eines im 13. Jahrhundert erbauten Rundturms zur Folge.

Foto: Novetus/ B. Lang

Foto: M. Zechner

Foto: Bundesdenkmalamt/ F. Sauer

Blick von Osten auf die Ringmauer zu Beginn der Renovierungsarbeiten. Die vielfachen Ausbesserungen und Reparaturen dokumentieren zahlreiche gewalttätige Ereignisse, denen die Burg wie auch der Ort mitsamt den Bewohnern im Lauf der Jahrhunderte immer wieder ausgesetzt waren.

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