AUS DER GESCHICHTE DER REGION

Nr. 26 / XXVI

Archäologische
Grabungen

im Gemeindegebiet von Blatná na Ostrove

Der Bau der Schnellstraße R7 erforderte auch im Gemeindegebiet von Blatná na Ostrove eine Rettungsgrabung, bei der im Jahr 2016 Überreste aus sechs unterschiedlichen Zeitstufen dokumentiert wurden. Die ältesten zutage gekommenen Siedlungsspuren stammen aus der sogenannten Kosihy-Čaka-Makó-Gruppe des späten Neolithikums, einer Kulturgruppe, die zwischen 2900 und 2300 v. Chr. im Karpatenbecken und in Ostösterreich verbreitet war. Wegen des Beginns der Kupferverarbeitung wird angenommen, dass zu diesem Zeitpunkt die Aufspaltung der Gesellschaft in soziale Schichten und spezialisierte Handwerker begann.

In die späte Bronzezeit (1250–800 v. Chr.) gehören Pfostengruben von aus Holz, Lehm und Stroh errichteten Häusern sowie mehrere in den Boden gegrabene Speicher, die nach Entnahme der Vorräte der Entsorgung von Hausmüll dienten. Die markantesten Strukturen der Fundstelle sind indes die Begrenzungsgräben dreier Hügelgräber der Hallstattkultur (Ältere Eisenzeit, 800–450 v. Chr.), wobei die aufgeschütteten Erdhügel mitsamt den darin enthaltenen Grabkammern und den Urnen wie auch den Geschirrsätzen zum Ausrichten von Trinkgelagen jedoch ab der nachfolgenden Jüngeren Eisenzeit allmählich wieder abgetragen wurden. Während die Aufschüttungen den Angehörigen des Adels als Grablegen vorbehalten blieben, wurden die nach der Verbrennung übriggebliebenen und in Urnen deponierten Reste der einfachen Bevölkerung zwischen den Hügeln in einfachen Gruben beigesetzt. Das Grab einer Frau, der vier Spinnwirtel und ein Service aus zwölf Gefäßen mitgegeben wurden, beweist aber, dass auch dieser Personenkreis zuweilen mit einem umfangreichen Geschirrsatz ausgestattet wurde.

In die nachfolgende Jüngere Eisenzeit (450–15 v. Chr.) gehören Pfosten- und Vorratsgruben von Häusern, die von keltischstämmigen Bauern vermutlich noch zwischen den bestehenden Grabhügeln angelegt wurden. 20 auf der Sohle eines ehemaligen Hügelgrabes entdeckte Körpergräber eines Reihengräberfeldes aus dem 10. und 11. Jahrhundert n. Chr. der sogenannten Belobrdská-Kultur belegen, dass spätestens zu diesem Zeitpunkt zumindest die auf der Trasse der Schnellstraße gelegenen hallstattzeitlichen Grabhügel eingeebnet waren. Bruchstücke von Töpfen und Kesseln aus Keramik beweisen, dass das zugehörige, an das Reihengräberfeld anschließende Dorf bis in das 15. Jahrhundert bestand, ehe es wegen tiefgreifender politischer und wirtschaftlicher Umwälzungen aufgegeben und verlassen wurde.

Foto: Archeologické múzeum – SNM/R. Čambal

Luftaufnahme der abgesteckten Trasse der Schnellstraße während der Ausgrabung. Deutlich sichtbar sind die kreisförmigen Gräben der ehemaligen Grabhügel.

Foto: Archeologické múzeum – SNM/R. Čambal

Teile des aus zwölf Gefäßen bestehenden Trinkgeschirrs, das einer Frau zur Bewirtung eines Gastes neben der Urne zur Seite gestellt wurde.

Foto: Archeologické múzeum – SNM/R. Čambal

Foto: Archeologické múzeum – SNM/R. Čambal

Das hallstattzeitliche Trinkgeschirr (hier die Zeichnungen für die wissenschaftliche Publikation) aus dem Frauengrab folgt der damals üblichen Vorschrift zum Würzen, Schöpfen und Kredenzen des Weines. Anhand der Form und der Verzierungen ist es möglich, die Gefäße der frühen Hallstattkultur zuzuordnen. 

Foto: Archeologické múzeum – SNM/R. Čambal

Bestattung eines Mannes aus der im 10./11. Jh. n. Chr. herrschenden Belobrdská Kultur. Die bereits getauften Menschen wurden lediglich mit ihrem persönlichen Schmuck wie Ohr – und Fingerringe begraben.

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