DIE EXPANSION DES RÖMISCHEN REICHES

Nr. 28 / XXVIII

Römische Bäder

Hygiene vor 2000 Jahren

Mit der Expansion des Römischen Reiches hatten sich auch in Mitteleuropa die Errungenschaften der griechisch-römischen Zivilisation ausgebreitet. Im Gegensatz zu den außerhalb der Reichsgrenzen lebenden ›Barbaren‹ besaß Hygiene bei den Römern jedoch einen hohen Stellenwert. Bäder existierten in jedem Gehöft, in jedem Vicus, in jeder Stadt und in jedem Militärlager. In Rom wie in größeren Städten gab es überdies geräumige »Thermen«, die auch Frauen offen standen und deshalb zum öffentlichen Leben gehörten. Im Bad wurde der Körper gereinigt, massiert und geölt, es wurde aber auch gespielt, ein Geschäft abgeschlossen oder auch nur die wohltuende Wärme des Wassers genossen.

Über das an der Donau stationierte Militär kamen auch die im Norden lebenden Germanen – in unseren Breiten die Stämme der Markomannen und Quaden – mit dem römischen ›way of life‹ in Berührung. Insbesondere die zentral beheizten Bäder und Haupthäuser römischer Gutshöfe hatten es den Germanen angetan, dies umso mehr, als sie selbst den Winter in kalten, lediglich durch das Vieh und einfache Feuerstellen erwärmten, aus Holz, Lehm und Stroh erbauten Häusern ertragen mussten. Es versteht sich von selbst, dass unter diesen Bedingungen die Neigung zur Körperpflege kaum vorhanden war, zumal man in einem strengen Winter sogar noch den Dung der Tiere als Wärmespender heranzog. Ein einfacher römischer Landwirt dagegen lebte in den Augen eines germanischen Bauern beinahe wie ein Fürst: So standen eigene Ställe für das Vieh zur Verfügung, und in den zwei bis drei mit Fußboden- und Wandheizung ausgestatteten Räumen des Haupthauses einer Villa rustica ließ sich auch anhaltender Frost einigermaßen bequem überstehen.

Das ›Highlight‹ eines jeden Gehöftes war allerdings das wegen der Brandgefahr immer etwas abseits stehende Badegebäude, das – weitgehend nach gleichem Schema erbaut – sowohl der Familie des Gutsherrn als auch den Knechten und Mägden eine grundlegende Körperpflege ermöglichte. Im Hinblick auf den ›genormten‹ römischen Badeablauf betrat man zuerst das Apodyterium, den Umkleide-, Ruhe- und Entspannungsraum, von dem man in das auf 25° C erwärmte Tepidarium (Laubaderaum) gelangte, wo der Körper aufgewärmt und die Haut mit Schabern sowie Schwämmen gereinigt wurde. Von hier aus stieg man in das Becken des Caldariums (Heißbaderaum), dessen bis zu 40° C aufgeheiztes Wasser an unwirtlichen Wintertagen nicht nur eine gründliche Reinigung, sondern auch einen Genuss ermöglichte, wie er von breiten Bevölkerungsschichten im Rahmen der Körperpflege erst wieder im 20. Jahrhundert erlebt werden durfte.

Foto: Creative Commons

Therme im Archäologiepark Carnuntum. Das rekonstruierte Gebäude folgt den um 120 n. Chr. gesetzten Fundamenten.

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Heißwasserbecken im Caldarium.

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Das marmorgetäfelte Kaltwasserbecken des Frigidariums diente der Abkühlung und war der letzte Schritt im Badeablauf. Von hier aus begab man sich in den Ruheraum oder wieder zum Ankleiden in die Eingangshalle.

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Eingangshalle der in Carnuntum rekonstruierten Therme, von wo aus man der Reihe nach das Tepidarium (Aufwärmraum), das Heißwasserbecken des Caldariums und das Kaltwasserbecken des Frigidariums erreicht.

Foto: Archeologické múzeum – SNM

Foto: Archeologické múzeum – SNM

In Bratislava-Dúbravka entdeckter Grundriss eines im 3. Jahrhundert n. Chr. erbauten Badegebäudes, das einem Angehörigen der germanischen Nobilität jedoch nicht zur Körperpflege, sondern als luxuriöser Sitz diente.

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