DIE EXPANSION DES RÖMISCHEN REICHES

Nr. 8 / VIII

LANDWIRTSCHAFT BEI
DEN RÖMERN

»Keine Tätigkeit ist für einen freien Mann
edler und ehrenvoller als der Ackerbau.«

Dieses Zitat des römischen Politikers und Schriftstellers Cicero (106–43 v. Chr.) bezeugt das hohe Ansehen, das die Landwirtschaft bei den Römern genoss. Ackerbau und Viehzucht waren für die männlichen Angehörigen des Hochadels allerdings nur insofern wichtig, als die Expansion des Reiches nur mit wohlgenährten Soldaten gelingen konnte.

Jede Legion war eine selbstständige militärische Einheit und versorgte sich auch selbst. Sobald die Truppe ihren Stationierungsort erreicht hatte, gründete sie unverzüglich landwirtschaftliche Betriebe, in denen Soldaten jene Güter erzeugten, die sie und ihre Kameraden zum Leben benötigten. Darüber hinaus erhielt jeder Veteran nach Ableistung seiner Dienstzeit im Hinterland der Garnison ein größeres Stück Land, auf dem er einen Gutshof, eine sogenannte Villa rustica, erbaute und mit seiner Familie sowie einigen Knechten fortan von seiner Hände Arbeit lebte.

Um über die Runden zu kommen, bedurfte es allerdings vieler Hände, zumal lediglich für das Pflügen und den Transport schwerer Lasten Ochsen als Zugtiere zur Verfügung standen. Gerste, Dinkel, Weizen, Emmer, Hirse, Linsen und Bohnen wurden ausschließlich mit der Hand gesät, wie auch alle anderen Tätigkeiten wie das Jäten von Unkraut, das Schneiden der Halme, das Düngen der Felder mit Mist sowie das Mähen des Grünfutters von Hand erfolgten. Aber auch das Dreschen des Getreides auf der Tenne, das Einlagern des Korns in Speichern und das Drehen der Mühlsteine zur Erzeugung von Mehl waren Handarbeit. Trotz allen Fleißes blieb der Hunger jedoch ein häufiger Gast, auch deshalb, weil neben den immer wiederkehrenden Wetterkapriolen einige uns vertraute Grundnahrungsmittel wie die Kartoffel oder der Mais noch unbekannt waren.

Eine Villa rustica war ohne Tiere nicht vorstellbar. Die Viehwirtschaft bildete im Römischen Reich einen lukrativen Erwerbszweig; die Zucht größerer und leistungsfähigerer Pferde, Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Hühner erreichte einen ersten Höhepunkt. Es versteht sich von selbst, dass diese Tiere auf der anderen Seite der Grenze, bei den hauptsächlich für den Eigenbedarf produzierenden Markomannen und Quaden, Begehrlichkeiten weckte. Die bei archäologischen Ausgrabungen in germanischen Siedlungen entdeckten Knochen hochgezüchteter römischer Rinder beweisen, dass auch die nördlich der Donau ansässigen Bauern die Leistungskraft dieser Tiere zu schätzen wussten und sie durch Kauf, vielleicht aber auch bei einem der zahlreichen Raubzüge erwarben und über den Fluss transportierten.

Foto: Alamy Stock Photo – MYBMXY

Darstellung eines pflügenden und eines säenden Bauern auf einem Mosaik des 2./3. Jahrhunderts n. Chr.

Foto: Mos Maiorum – Der Römische Weg

In der römischen Bauernküche wurde hauptsächlich die puls, ein Getreidebrei aus Dinkel oder Emmer, gekocht. Gewürzt wurde mit Salz und Kräutern, dazu aß man Käse, Eier, Butter oder Zwiebel. Süß wurde die puls mit Honig genossen. Fleisch war in der täglichen Nahrung der einfachen Bevölkerung selten und kam nur zu hohen Festtagen auf den Tisch.

Foto: Creative Commons

Die offene Landschaft der Römischen Kaiserzeit war in unseren Breiten durch Ulmen und Pappeln geprägt, welche auch die Grenzen der Landgüter markierten.

Foto: Archäologisches Museum Baden-Württemberg, E. Stephan

Foto: Archäologisches Museum Baden-Württemberg, E. Stephan

de_DEDeutsch