DIE EXPANSION DES RÖMISCHEN REICHES

Nr. 12 / XII

Spuren der Römer in
Hof am Leithaberge

Ziegelöfen und Ziegel

Die Kunst der Ziegelherstellung gelangte mit der römischen Armee um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. auch an die mittlere Donau, wo nach Ankunft der Truppe sofort mit dem Bau leistungsfähiger Ziegeleien begonnen wurde. Bis das Dach einer Unterkunft jedoch mit wasserundurchlässigen Platten eingedeckt werden konnte, waren zahlreiche Arbeitsschritte notwendig, an deren Beginn die Suche nach ergiebigen Tonlagerstätten stand. Während der Abbau und Transport des Rohstoffes sowie die Aufbereitung des Tones, das Ziegelstreichen, das Trocknen und das Beschaffen des Brennmaterials zu jenen Tätigkeiten gehörten, die auch von ungeschulten Soldaten ausgeübt werden konnten, waren für den Bau des Ofens, das Einbringen der Rohlinge sowie das eigentliche Brennen erfahrene Fachleute notwendig.

Vor allem bei der Herstellung der großen, flachen Dachziegel (tegulae) musste im Hinblick auf ein wasserdichtes Dach unbedingt darauf geachtet werden, Platten gleicher Größe zu erzeugen. Für andere Fabrikate wie beispielsweise Bodenziegel (lateres) oder Hohlziegel (tubuli) war das exakte Maßhalten weniger wichtig, obwohl gerade sie es den aus dem Süden stammenden Soldaten ermöglichten, ihren gewohnten Lebensstandard auch in Gegenden mit widrigen klimatischen Bedingungen beibehalten zu können. Heiße Wannenbäder auch im Winter, Warmluftheizungen und regensichere Dächer waren für Legionäre eine Selbstverständlichkeit, ein Komfort, den sie auch nach dem Ausscheiden aus der Armee beibehalten wollten.

Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, dass viele Veteranen nach dem Erwerb eines Grundstückes in kleinem Maßstab mit der Ziegelproduktion begannen. Unklar ist jedoch, ob der Hofeigner mit seinem Personal allein in der Lage war, zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen, oder ob von Hof zu Hof wandernde Ziegelbrenner ihre Dienste anboten und zumindest die heiklen Arbeitsschritte wie den Bau des Ofens und das Brennen übernahmen. Die professionelle Ausführung der beiden in Hof am Leithaberge entdeckten Öfen – genau genommen hat sich in beiden Fällen lediglich der in den Boden gegrabene Feuerungsraum mit dem anschließenden Heizkanal erhalten – lässt jedoch vermuten, dass es ausgebildete Handwerker gewesen sein müssen, die unmittelbar neben einer Tonlagerstätte eine kleine, zeitlich befristete Hofziegelei organisierten.

Foto: Bundesdenkmalamt – F. Sauer

Foto: Bundesdenkmalamt – F. Sauer

Die querrechteckigen Ziegelöfen von Hof am Leithaberge sind mit 9 und 10,5 qm annähernd gleich groß. Die Rohlinge stapelte man auf der (nicht erhaltenen) Lochtenne, einer mit Löchern versehenen Bodenplatte, die den Feuerungsraum von der Brennkammer trennte. Vor dem Schürkanal befand sich eine Grube, von der aus man Reisig und Holz nachlegen konnte. Über das Aussehen der Brennkammer lässt sich aus dem archäologischen Befund keine Aussage treffen. Sie war vermutlich kuppelförmig und bestand aus Lehm.

Foto: Creative Commons

Foto: Bundesdenkmalamt – F. Sauer

Das Typenspektrum römischer Ziegel war beachtlich. Am häufigsten gebraucht wurden jedoch Dachziegel und flache, rechteckige Mauerziegel, die – wie in Leithaprodersdorf – im Heizungsbau Verwendung fanden.

Foto: Creative Commons

Betrieb eines aus Ziegeln nachgebauten Brennofens der Römischen Kaiserzeit im Rahmen einer experimental-archäologischen Veranstaltung. Das Brennen der Ziegel erfolgte in mehreren Phasen, wobei erst beim sogenannten Garbrand jene 1000° C erreicht wurden, die den Ziegeln ihre Farbe und die notwendige Härte verliehen.

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