DIE EXPANSION DES RÖMISCHEN REICHES

Nr. 2 / II

Marcus Vinius Longinus

Ein Veteran der römischen Armee in Leithaprodersdorf

Foto: Ubi erat lupa – O. Harl

Die aus Kalksandstein bestehende, 2,32 m hohe Grabstele stammt nicht aus der unmittelbaren Umgebung von Leithaprodersdorf, sondern aus einem über 50 km entfernten, bei Hainburg liegenden Steinbruch.

Marcus Vinius Longinus,
Veteran der Ersten »Hilfreichen« Legion,
gestorben im Alter von 50 Jahren, ist hier begraben.
Marcus, der Sohn, hat dem Vater den Grabstein
zu Lebzeiten der Mutter Mariccia,
einer Tochter der Nunnia, setzen lassen.

Im Leben des Legionärs Marcus Vinius Longinus bedeutete das Ausscheiden aus dem Militärdienst einen tiefen Einschnitt. 25 Jahre hatte er in der Armee gedient, lange Jahre, die er bei der Legio I Adiutrix im Lager von  Mogontiacum/Mainz (Deutschland) mit Gefechtsübungen und  Wachestehen, dem Putzen der Kleidung, dem Reinigen von Waffen, Unterkünften, Ställen und Latrinen, dem Zubereiten der Nahrung, dem Ausbau des Lagers, dem Errichten von Straßen und Brücken sowie dem Arbeiten in der legionseigenen Landwirtschaft verbrachte.

Kampfeinsätze blieben die Ausnahme, obgleich ständig damit zu rechnen war, wie 83 und 85 n. Chr., als die Legion gemeinsam mit anderen Truppenkörpern einen Kriegszug gegen die im heutigen Hessen siedelnden Chatten unternahm. Longinus war etwa 18 Jahre alt, als er um das Jahr 68 n. Chr. in der Provinz Hispania (dem heutigen Spanien) dem Ruf der Armee – vielleicht aus Abenteuerlust, vielleicht aber auch des regelmäßigen Soldes und der gesicherten Versorgung wegen – folgte, um als Berufssoldat dem Kaiser an den Grenzen des riesigen Römischen Reiches zu dienen. 85/86 n. Chr. – Longinus stand im besten Mannesalter – wurde die Legion vom Rhein nach Pannonien verlegt, wo sie am Südufer der Donau zum Bau der Garnison Brigetio/Komárom (Ungarn) herangezogen wurde.

Hier erfolgte um 92/93 n. Chr. die feierliche Verabschiedung von der Truppe, bei der Longinus vom Eid, den er bei seinem Eintritt in das Heer auf den Kaiser abgelegt hatte, entbunden wurde. Ausgestattet mit dem ihm zustehenden Entlassungsgeld und einer Entlassungsurkunde verließ er schließlich die Garnison, um mit seiner Lebensgefährtin Mariccia, die er nun heiraten durfte, im Gebiet des heutigen Leithaprodersdorf ein Gehöft mit einem Stück Land zu erwerben, wo er um 100 n. Chr. mit 50 Jahren starb. Die Reste des verbrannten Leichnams wurden in einer Urne gesammelt und im Gräberfeld unter einem aufgeschütteten Hügel, den sein Sohn durch einen Grabstein kennzeichnen ließ, bestatten.

Foto: 7reasons

Virtuelle Darstellung des Gräberfeldes der frühen Römischen Kaiserzeit auf den Kreuzäckern von Leithaprodersdorf. Hier wurden die Urnen des Marcus Vinius Longinus und seiner Frau Mariccia beigesetzt.

Foto: Bundesdenkmalamt – F. Sauer

Der für Marcus Vinius Longinus und seine Frau Mariccia angefertigte Grabstein nach seiner Freilegung im Jahr 2008. Der Stein wurde im 3./4. Jahrhundert n. Chr. zur Abdeckung eines Steinplattengrabes verwendet.

Foto: Uwe Brodrecht

Legionär gegen Ende seiner Dienstzeit während einer Übung.

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