AUS DER GESCHICHTE DER REGION

Nr. 21 / XXI

MARK – HEIMENBURC – ABTEI

Die Marienkirche von Bad Deutsch-Altenburg

Das Gotteshaus auf dem Kirchenberg von Bad Deutsch-Altenburg wird zum ersten Mal in zwei Urkunden erwähnt, die Kaiser Heinrich III. am 25. Oktober 1051 während seiner Rückreise von einem Feldzug gegen Ungarn ausstellen ließ; die Rede ist hier von der Kirche in Heimenburc, die »der heiligen Gottesgebärerin Maria und den heiligen Märtyrern Mauritius und Laurentius« geweiht ist.

Zentraler Inhalt der Dokumente ist die Sicherstellung einer materiellen Grundlage für das Stift, das damals bei der Kirche bestand und dem der Kaiser seinen Eigenbesitz Sieghartskirchen mitsamt den Abgaben der soeben beiderseits der Donau von Ungarn eroberten Gebiete übertrug. Bedauerlicherweise enthalten die Schriftstücke keine Informationen zu den Gebäuden, obwohl damals nicht nur die Kirche, sondern auch bereits Räumlichkeiten für das Stiftkollegium, dem ein Propst vorstand, vorhanden gewesen sein müssen.

Dessen ungeachtet datierte die kunsthistorische Forschung das romanische Langhaus erst in das Jahr 1213 und ordnete seine Errichtung den  Baumaßnahmen der Brüder Alban und Johann Dörr zu. Zweifel an der Richtigkeit dieser These führten schließlich zu archäologischen Grabungen und zur Erkenntnis, dass die Kirche 1213 nicht neu erbaut, sondern lediglich umgestaltet und erweitert worden war. 1051 stand also bereits eine querschifflose, mit einer halbkreisförmigen Apsis ausgestattete Basilika, ein dreischiffiges Gotteshaus, das vermutlich als sakrales Zentrum für die neue, von Heinrich III. geschaffene Grenzmark vorgesehen war.

Das nach dem Tod des Kaisers (1056) abrupte (eigenständige) Ende dieses als »Neumark« oder »Ungarnmark« bezeichneten Gebietes hatte auch für das Stift weitreichende Folgen: Der Propst und die Brüder wurden abgesiedelt und die Kirche mitsamt den zugehörigen Liegenschaften im Herbst 1058 an Agnes, die Witwe Heinrichs III., übergeben. Um 1080 gelangten Herrschaft und Kirche an die Vohburger, die später im Zuge des Investiturstreits ihre in Ostarrichi (dem Kernland des heutigen Niederösterreich) liegenden Güter an die auf die Seite des Papstes gewechselten Babenberger und deren Gefolgsleute verloren.

Ab 1213 gab das aus diesem Kreis hervorgegangene Geschlecht der Dörr dem eindrucksvollen Gotteshaus schließlich durch den Anbau des Emporenjoches und die Errichtung von Turm und Chor das uns heute so vertraut wirkende Erscheinungsbild.

Foto: Bundesdenkmalamt/M. Oberer

Die weithin sichtbare Marienkirche wurde auf einem mächtigen Kalkstock am Westrand der Hainburger Pforte erbaut. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fiel die alte Heimenburc, eine bis in das Frühmittelalter zurückreichende Burg, dem bis vor wenigen Jahrzehnten hier betriebenen Steinbruch zum Opfer.

Grafik F. Siegmeth

Grafik F. Siegmeth

Das der Gottesmutter Maria und den beiden Reichsheiligen Mauritius und Laurentius geweihte Gotteshaus wurde in vier Bauphasen errichtet.

Phase 1 (vor 1051):Errichtung einer querschifflosen Pfeilerbasilika mit Räumlichkeiten für ein geistliches Kollegium.
Phase 2 (1213): Zubau des Emporenjochs durch die Brüder Alban und Johann Dörr sowie architektonische Neugliederung der Fassaden.
Phase 3 (1350/1380): Bau des Turmes.
Phase 4 (1380/1400): Errichtung des Presbyteriums.

Grafik: P. Kolp (+)

Musizierende Figuren auf den Mauergiebeln des Turms.

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