DIE EXPANSION DES RÖMISCHEN REICHES

Nr. 4 / IV

DIE RÖMISCHE ARMEE

Ausrüstung und Waffen

Die Armee des Römischen Reiches besaß neben einer genormten, ungemein effizienten Infrastruktur lange Zeit hindurch auch die modernsten Waffen, die ihr in Verbindung mit einer harten Ausbildung und eiserner Disziplin eine Spitzenposition in den Kategorien Mobilität und militärische Überlegenheit sicherte. Ob in Britannien, am Euphrat, an der Donau oder im Süden Ägyptens, ein Legionär fand sich in jedem Militärstützpunkt des Imperiums zurecht, wo er – in der Regel weitab seiner alten Heimat – zwischen 20 und 25 Jahre lebte und trainierte, um in Form zu sein, wenn er mit seinen Kameraden zu einem Feldzug abkommandiert wurde.

Am Beginn des Soldatendaseins stand die Einkleidung, die mit dem Ausfassen der caligae (den auf der Sohle mit bis zu 90 Eisennägeln beschlagenen Sandalen), dreier tunicae (Unter-, Dienst- und Ausgehtunika), des Militärgürtels, der paenula (eines weiten, auch als Decke benützten Mantels) sowie eines warmen Wollschals begann. Bereits am ersten Tag wurde wohl auch eine Ledertasche ausgehändigt, die das Essbesteck (Löffel und Messer), einen kleinen Hammer, einen Holzkamm, eine Öllampe sowie verschiedene Tücher, Schnüre und Riemen enthielt. Für das Zubereiten der Nahrung erhielt jeder Rekrut außerdem eine Bronzekasserolle und einen kleinen Eimer, zum Löschen des Durstes diente eine Feldflasche.

Das Basistraining begann mit Märschen, die in punkto Ausrüstung und Gewicht allmählich gesteigert wurden. Im Gegensatz zu den Soldaten moderner Armeen besaß ein römischer Legionär jedoch keinen Rucksack, sondern eine furca, eine etwa 1,20 m lange Stange, an der auf einem Querholz der in einem Sack zusammengerollte Mantel und das mitzuführende Gepäck mitsamt dem Kochgeschirr und den Essensrationen festgeschnallt waren. An der Längsstange befestigt war auch die dolabra, ein aus einer Spitze und einer Schneide bestehendes Werkzeug, das zum Fällen von Bäumen, zum Bearbeiten von Stämmen oder  zum Lockern des Bodens herangezogen wurde.

Ein großer Tag im Leben eines Rekruten war zweifellos der Empfang seiner Rüstung, die aus dem Helm, einem Ketten- oder Schienenpanzer (lorica hamata, lorica segmentata) und dem in einer Hülle aus geölter Ziegenhaut aufbewahrten Schild (scutum) bestand. Es versteht sich von selbst, dass ab nun alle diese unter dem Begriff Schutzwaffen zusammengefassten Teile einer ständigen Pflege bedurften, zumal sie – wie auch die Fessel und der Buckel des aus drei Lagen Holz geleimten Schildes – aus Eisen bestanden.

Aus Eisen gefertigt waren natürlich auch die Angriffswaffen, die vermutlich aber erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Grundausbildung ausgegeben wurden. Die Hauptwaffe des römischen Infanteristen schlechthin war der gladius, ein halblanges, gut ausbalanciertes, in einer Scheide an einem Schulterriemen getragenes Schwert, das während des Nahkampfes – in Kombination mit dem offensiv geführten Schild – mehr zum Stechen als zum Hauen verwendet wurde. Unmittelbar vor dem Zusammenprall mit dem Feind wurde zudem das von jedem Soldaten mitgeführte pilum geworfen, ein Speer, dessen langer Eisenschaft sich durch die Wucht des Aufpralles im Schild des Gegners verbog, wodurch die feindliche Front in Unordnung geriet und aufgebrochen werden konnte.

Neben Speer und Schwert war der Dolch die dritte Waffe, die ein Infanterist der frühen Römischen Kaiserzeit an einem eigenen Gürtel am Körper trug. Im Hinblick auf seine taktische Bedeutung besaß er jedoch nur den Status einer Reservewaffe, die lediglich im äußersten Notfall – beispielsweise während eines Handgemenges – zum Einsatz kam.

Foto: I. Roemercohorte Opladen e.V.

Mit Nägeln beschlagene Sandale eines Legionärs. Im Winter waren die Füße durch Socken geschützt.

Foto: Werner Melchert

 Soldaten der bis zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. in Carnuntum stationierten legio XV Apollinaris mit Ketten und Segmentpanzer. Vor feindlichen Geschoßen schützte der knapp 10 kg schwere Schild, der beim Vorrücken einer geschlossenen Linie zum Zurückdrängen des Gegners eingesetzt wurde.

Foto: Werner Melchert

Legionär der 15. Legion in voller Adjustierung. Die rechte Hand hält den Wurfspeer, der erst unmittelbar vor dem Zusammenprall mit dem Gegner geschleudert wurde.

Foto: Creative Commons

Segmentpanzer von hinten. Unterhalb des Panzers wurde die Diensttunika getragen, der um den Hals gewundene Schal diente als Schutz vor den scharfen Kanten des Helmes.

Foto: LWL-Römermuseum/P.Jülich

Jeder römische Soldat musste seine Nahrung täglich selbst zubereiten, wofür auf der furca neben dem notwendigen Geschirr auch Lebensmittel für mehrere Tage mitgeführt wurden.

Foto: I. Roemercohorte Opladen e.V.

Legionär in Diensttunika in einem Feldlager beim Mahlen der täglichen Getreideration. Jeweils acht Mann einer Stuben- oder Zeltgemeinschaft besaßen einen Mühlstein, der mitsamt dem Zelt und den Schanzpfählen während eines Feldzuges von einem Maultier getragen wurde. Am Zelt angelehnt erkennt man eine furca mit aufgeschnalltem Gepäck.

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